Die Alpen von weitem....Festhängen am Bodensee

August – September 2021

 

Sonntag, 29.08.

Endlich Urlaub. Auch in diesem Jahr wurde wieder lange gerätselt, was man im Urlaub tun könnte. Corona ist noch immer präsent und das Wetter könnte nicht schlechter sein. Ein Regentief löst seit Wochen das nächste ab. Es formt sich die Idee, bis auf die Südseite der Alpen vorzudringen, in der Hoffnung, ein Stück vom Guten-Wetter-Kuchen abzubekommen.

Für heute haben wir in der Nähe von Augsburg eine trockene und warme Bleibe bei Freunden. Am Abend schwärmen wir gemeinsam von den Reisen, die wir in der Vergangenheit erlebt haben.

 

Montag, 30.08.

Das Navi verspricht eine kurze Fahrt von 2,5 Stunden bis nach Islikon in der Schweiz, wenn nicht die gefürchtete gelbe Warnleuchte wäre, welche sich gnadenlos ins Blickfeld rückt. Der Motor zieht eher unlustig und fängt an zu zuckeln, so dass wir unterwegs eine Werkstatt ansteuern. Die Jungs sind auch sofort sehr engagiert, aber ein Landy verlangt eben seine Sonderbehandlung. Als Brite reagiert man selbstverständlich nicht auf deutsche Technik, die auch noch die intimsten Fehler auslesen möchte. Also zuckeln wir 30 Kilometer weiter westlich zu den vermeintlichen Spezialisten nach Ravensburg. Heute kann uns schon mal keiner mehr helfen, also schauen wir uns nach einem Zeltplatz in der Nähe um und landen auf dem Buchseehof, einem Bauernhof mit Campingplatz. Hier fühlen sich vorrangig Familien mit Kindern wohl, die den ganzen Hof mit Kühen, Pferden, Hasen, Spielplatz und See erkunden können. Eine überdachte Laube sichert uns zumindest ein trockenes Sitzplätzchen für den Abend.

 

Dienstag, 31.08.

Voller Hoffnung übergeben wir das Auto der Werkstatt und verbringen den Tag in der Altstadt von Ravensburg. Nachdem wir alle Gassen hoch und runter spaziert sind und jeden Pflasterstein schon zweimal gesehen haben, zieht es uns in die Natur und auf einem Waldweg zurück in die Gegend des Reparaturgeschehens. Hier hat man nun die britische Fehleridentifizierungstechnik, welche man auch großzügig mehrfach anwirft. Fehler lesen, Fehler löschen, Fehler lesen. Eine konstruktive Idee einer Lösung wird uns nicht geboten, dafür aber eine Rechnung über 245 Euro. Danke für gar nichts.

Eine Hoffnung liegt nun auf dem Schrauber des Vertrauens unseres Freundes Fausti in der Schweiz. Immerhin ist er ein Landsmann aus dem Osten, da hat man noch das Improvisieren gelernt. Tapfer kämpft sich der Landy über die Grenze, welche entgegen aller Annahmen nicht besetzt ist. Dabei haben wir brav die dank Pandemie nötigen Einreisezertifikate ausgefüllt und ausgedruckt. Immerhin hält uns so nichts mehr auf und wir sind am frühen Abend am Ziel.

Altstadt von Ravensburg
Altstadt von Ravensburg

 

Mittwoch, 01.09.

Der Hoffnungsschrauber ist heute nicht erreichbar. Mobil sind wir trotzdem, denn die Fahrräder durften mit uns reisen. Mit ein wenig Geschick fädeln wir sie zwischen dem Gepäck aus dem Auto und wagen uns in die Ebene. Auf Feldwegen radeln wir zur Thur und folgen ihr bis Andelfingen, wo wir auf einer nicht mehr ganz originalen, aber dennoch sehenswerten Holzbrücke den Fluß überqueren. Gegenüber geht es nun auf dem Damm wieder flußaufwärts und schließlich über Feld- und Waldwege wieder nach Islikon, immer begleitet von zahlreichen Milanen, die mit lautem Pfeifen ihre Runden ziehen.

Urlaub in der Schweiz
Urlaub in der Schweiz

 

Donnerstag, 02.09.

Nach dem Werkstattbesuch sind wir leider immer noch nicht schlauer. Wieder mag das Lesegerät das Auto nicht oder auch umgekehrt. So zeigt sich zwar immer noch das Problem, aber eine Lösung liegt fern. Immerhin streikt er noch nicht völlig und fährt uns immer noch ein paar Kilometer in die Stadtrandlage. Wir suchen uns einen Parkplatz im Dörfchen Pfyn und buchsieren die Räder auf die Straße. Bis zum Bodensee nach Steckborn sind es zwar nur etwa 13 Kilometer, aber die haben es in sich, denn ein Höhenzug liegt dazwischen, den es zu überqueren gilt. Am Mittag haben wir es geschafft und pausieren am Ufer, während wir überlegen, wie der Rückweg zu bewältigen sein wird. Wir wählen den Weg um den Höhenzug herum und sparen uns so die ganz steilen Aufstiege. Die letzte Rast gönnen wir uns an einem Platz mit schöner Aussicht auf das Tal der Thur und hätten es bis Islikon nicht mehr weit, doch das Auto steht ja in Pfyn. Über Feldwege, kleine Wanderwege und schließlich auf einem Damm finden wir zurück und haben nun abzüglich der Pausen fast acht Stunden auf den Sätteln verbracht.

 

Urlaub in der Schweiz
Urlaub in der Schweiz

Freitag, 03.09.

Da wir die ohnehin eingeschränkte Mobilität nicht herausfordern wollen, entscheiden wir uns für eine Wanderung hinter der Haustür.

Die wenigen Flecken, die der Mensch noch nicht abgeholzt hat, um sie mit Feldfrüchten, Häusern oder Straßen zu bebauen, kann man durchaus für eine Rundwanderung kombinieren. Ein paar Teiche hinter dem Ort bilden den Anfang. Nach kurzem steilen Anstieg überqueren wir eine wenig befahrende Straße und gelangen in ein weiteres Waldstück, das leider auch schon wieder an der Autobahn endet. Zwischen einem Autorastplatz und einem gelb leuchtendem Sonnenblumenfeld verläuft der Weg bis zu einer steilen Holztreppe, welche nur wenige Zentimeter neben der Fahrbahn endet und auf einen Pfad neben der Leitplanke führt. Wir beschleunigen unsere Schritte nicht nur des rauschenden Verkehrs wegen. Beim kurzen Verweilen und einem Blick auf die Karte bemerken wir eine Gestalt, die uns offenbar beobachtet. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Typ uns überfallen wollte, um dann auf dem Rastplatz in seinen LKW zu steigen und zu verschwinden. Eine Weile schauen wir uns noch mehrfach um, ob er sein mögliches Vorhaben auch wirklich aufgegeben hat, dann kommen wir wieder in bewohntes Gebiet. Eine Ansammlung von Gebäuden, sicher einst idyllisch gelegen, bis man daneben die Autobahn baute.

Unser Weg führt weiter über Gerlikon in Richtung Aumühle. Im Wald führt er an einigen öffentlichen Grillplätzen vorbei, die wir in unseren Gefilden auch sehr begrüßen würden, allerdings wären sie wohl nicht lange in einem benutzbaren Zustand. Schließlich wenden wir uns wieder nordwestwärts. Hin und wieder muss man in Kauf nehmen, dass es in Mode gekommen ist, auch asphaltierte Wege als Wanderwege zu bezeichnen, und so läuft man dann auch mal auf der Straße. Das letzte Stück bis Islikon zeigt sich wieder etwas wilder und nach etwa fünf Stunden Wanderung sind wir wieder am Ausgangsort.

Urlaub in der Schweiz
Urlaub in der Schweiz

 

Samstag, 04.09.

Gegen Mittag starten wir mit unserem bockigen Vehikel wieder nordwärts. Unterwegs fordern wir es ein wenig heraus und siehe da, die gefürchtete gelb warnende Lampe bleibt nach dem Start aus und das Kistchen zieht wieder. Ganz trauen wir dem Frieden jedoch nicht und planen zunächst keine große Strecke. Der Grenzposten zeigt sich wieder unbesetzt und so sind wir bald in Markdorf. Um die leeren Gemeindekassen ein wenig zu entlasten, lassen wir uns auf dem Weg dahin noch aus einem der zahlreichen Blitzer kostenpflichtig fotografieren. Angesichts der Fülle dieser Apparate muss man das schon als anerkennenswerte Leistung betrachten, nur in eine Falle getappt zu sein.

Wir finden unsere verdiente Ruhe in Markdorf oberhalb des Bodensees auf einem kleinen Naturzeltplatz mit herrlichem Blick auf den See und die von uns aufgegebenen Gipfel der Alpen. Der Platz ist spartanisch, aber perfekt für uns. Der Chef hat einen jungen Border Collie, der uns schwanzwedelnd empfängt. Hier sind wir richtig.

 

Sonntag, 05.09.

Wir bleiben noch einen Tag hier und begeben uns auf einen Rundwanderweg, der gleich hinter dem Zeltplatz beginnt. Nach etwa 1,5 Kilometern erreichen wir einen Aussichtsturm, von dessen Plattform man weit über den Bodensee schauen kann. Auch auf unserem weiteren Weg gibt es immer wieder schöne Ausblicke nach allen Richtungen. Highlight ist ein alter Bauernhof, auf dem es per Kasse des Vertrauens kleine Eisbecher und Getränke gibt. Neben dem Getränkeverschlag finden Freunde des angewärmten Hopfengetränkes sogar einen Tauchsieder. Allerdings hängt er im Wassertrog und trägt bereits ein Algenkleid.

Am Abend bilden sich Wolken am Himmel und wir bangen ein wenig vor der drohenden Nässe. Es reicht ja durchaus, wenn es abends empfindlich kalt wird, da muss es nicht auch noch regnen. Für den Notfall gibt es eine kleine überdachte Sitzecke, die wir heute aber nicht benötigen.

am Boodensee
am Boodensee
am Boodensee
am Boodensee

 

Montag, 06.09.

Das Ziel steht, aber wir haben die Rechnung ohne das Auto gemacht. Nun will es so gar nicht mehr. Ein herbeigerufener Pannenservice schafft es zwar, dass der Motor zunächst wieder läuft, aber schon kurz danach stockt er wieder und wir stehen mitten in Markdorf an einer Kreuzung. Nun testen wir den ADAC, der nach über einer Stunde auch nur wieder einen Pannenhelfer sendet. Nach wenigen hundert Metern, die wir ihm testweise hinterherfahren, bleiben wir erneut stehen. Diesmal schaffen wir es auf den Fußweg direkt an einer Ampel im Zentrum. Nun ist ein Abschlepper gefragt. Wir wollen nur nicht wieder nach Ravensburg, doch die Land Rover Werkstatt in Stockach ist ein wenig weiter entfernt. Scheinbar hält hier auch der ADAC nichts von den Künsten in Ravensburg, so willigen sie ein, das Auto nach Stockach zu bringen. Allerdings ohne uns. Man hätte ohnehin nur einen Platz frei und außerdem werden wegen der Pandemie sowieso keine Fahrgäste mitgenommen. Zunächst warten wir nun fast zwei Stunden im nebenan befindlichen Gasthof auf das Abschleppfahrzeug. Wir nutzen die Zeit, um die Fahrräder nebst den wichtigsten Sachen aus dem Auto zu holen. Wir sind froh, neben unserem Dachzelt auch noch ein Bodenzelt mitgenommen zu haben. Dieses, die Isomatten, Schlafsäcke, ein paar Klamotten und den allernötigsten Kleinkram verpacken wir nun auf den dafür nicht vorgesehenen Rädern, wechseln noch einen defekten Schlauch und gönnen uns im Zuge der Aufregung noch ein Bier. Der Landy entschwindet auf dem LKW in Richtung Stockach und wir quälen uns wieder den Berg hinauf zum Zeltplatz. Mittlerweile ist es dunkel und die Betreiber schlafen bereits. Wir bauen das Zelt auf der Wiese auf und verbringen den Abend in der kleinen Laube, die als Teil eines Ensembles aus Obstkisten und Paletten besteht.

am Boodensee
am Boodensee

 

Dienstag, 07.09.

Zum Frühstück bekommen wir von Noah, dem lustigen Border Collie eine freudige Begrüßung und von den lieben Wirtsleuten eine Kanne Kaffee, denn unsere Kochutensilien befinden sich alle im Auto. So gestärkt steigen wir schließlich auf die Räder und starten unsere Tour nach Stockach. Wenigstens verbinden wir das notwendige Übel mit einer angenehmen Radtour oberhalb durch die Hügel, vorbei an Salem, dem bekannten Kloster- und Eliteschulort. Am Nachmittag erreichen wir nach 40 Kilometern Stockach, besuchen unseren kranken Landy in der Werkstatt und finden auf einem nahegelegenen Zeltplatz Asyl.

 

Mittwoch, 08.09.

Die Nachbarn haben über Nacht unsere Powerbank geladen, so dass auch die Telefone wieder versorgt sind. Ein freundlicher Franzose, der hier ein bisschen Hausmeister spielt, versorgt uns mit bestem Kaffee und verrät uns, dass der Platz ebenfalls dem Autohausbesitzer gehört. Hoffentlich weiß dieser nicht, dass wir auch hier campieren, sonst dauert die Reparatur dank des Synergieeffektes noch ewig.

Wir machen nun das beste aus der Misere und richten uns darauf ein, einige Tage warten zu müssen. So radeln wir nach Radolfzell, nicht weit von hier, aber mit einigen Hügeln dazwischen, die es zu überwinden gilt. Im Zentrum ist gerade Markt, leider können wir bei den heißen Temperaturen weder leckeren Käse noch die duftenden Oliven mitnehmen. Wir parken die Räder an der Kirche, um sie leicht wiederzufinden und schlendern durch die kleine Innenstadt. Einen Radladen finden wir auch und freuen uns, dass es gegenüber dem versehentlich betretenen E-Bike-Laden mit Vehikeln nicht unter 2000 Euro auch noch tatsächlich echte Fahrräder zu angemessenen Preisen gibt. Wir erstehen das gewünschte Flickzeug und spazieren zum See hinunter. Dank der fast am Wasser verlaufenden Bahnstrecke muss man dazu durch den Bahnhof, um unter den Gleisen zum Ufer zu gelangen.Tatsächlich gibt es einen kleinen Strand. Unsere Badesachen sind jedoch im Auto. Am Stadteingang gegenüber dem Bahnhof gelegen, finden wir eine Pizzeria, in der wir uns stärken. Auf dem Rückweg machen wir Rast an einem Flugplatz, wo gerade einige Wagemutige auf ihren Fallschirm-Tandemsprung warten. Wir verzichten auf den Nervenkitzel und kämpfen uns lieber wieder per Rad zurück nach Stockach.

 

Donnerstag, 09.09.

Am Vormittag bedienen wir unsere Neugier und fragen vorsichtig im Autohaus nach. Nun ist man bei den Einspritzdüsen angekommen, die entweder erst geprüft, dann teilweise überholt und/oder ausgetauscht werden sollen und dann mal schauen... Nein, dann lieber gleich einmal alles neu, dann ist hoffentlich Ruhe. So sehen wir nun einer gepfefferten Rechnung entgegen, aber auch einer Chance der Weiterfahrt nunmehr am Dienstag.

Einen kurzen Regenschauer sitzen wir gegenüber in einem Café aus und gönnen uns neben dem vermissten Morgenkaffee gleich noch ein Stück leckeren Mohn-Quark-Kuchen. Anschließend quälen wir uns einen Berg hoch und landen in unserem Navigationswirrwarr schließlich auf steilen Wanderwegen. Ein Bergrestaurant lockt mit kühlem Bier, aber die Bedienung ist so unmotiviert, dieses auch an den Gast zu bringen, dass wir das Lokal verlassen und unterwegs auf einer Bank unser mitgebrachtes Büchsenbier schlürfen.

Bald sind wir in Sipplingen und radeln am See nach Überlingen. Hier ist gerade Landesgartenschau und entsprechend tummeln sich zahlreiche Besucher in dem kleinen Städtchen. Der auftretende Hunger wird mit einem Stück Pizza bekämpft und weil wir schon mal da sind, schlendern wir ein wenig durch die Straßen. Den Rückweg wählen wir am See entlang bis Ludwigshafen, dann beginnt der lange Anstieg nach Stockach. Der Aldi Markt im Ort ist unsere Versorgungsbasis, denn ohne Kühlschrank ist tägliches Einkaufen nötig. Mit dem Rad sind wir dann in 10 Minuten zurück auf dem Zeltplatz.

am Boodensee
am Boodensee

 

Freitag, 10.09.

Am nördlichen Stadtrand von Stockach erhebt sich ein Hügel mit den sogenannten Heidenhöhlen. Natürlich müssen wir uns zunächst ordentlich mit den Rädern quälen, aber der kleine Rundweg bringt Interessantes zu Tage. In den Sandstein haben frühere Bewohner kleine Höhlen und Gänge gegraben. Leider gibt es auch viele Menschen, die unbedingt ihre Botschaften und Initialen in den Stein ritzen müssen.

Auf dem weiteren Rundweg bekommen wir Aussichten auf die Stadt, die wir anschließend nun auch endlich mal anschauen wollen. Es gibt tatsächlich einen alten Ortskern, allerdings mit Billigläden bestückt, die das Ambiente gut zu zerstören wissen. Einen gemütlichen Freisitz sucht man vergebens.

Vor dem Lidl sitzt die stadteigene Bettlerin, die offenbar vom Aldi umgezogen ist oder ihren Standort täglich wechselt. Zumindest ist unsere Grundversorgung gesichert.

am Boodensee
am Boodensee

 

Samstag, 11.09.

Zunächst starten wir einen kleinen Wochenendeinkauf. Wir wollen schließlich nicht darben, schon gar nicht im angesagten Regen, der sich auch pünktlich am späten Nachmittag einstellt. Vorher strampeln wir noch ein paar Kalorien ab auf einer Tour von Stockach nach Espasingen, mit Stopp an einem kleinen Gemüseladen, wo schmackhafte Tomaten und leckere scharfe Radieschen den Besitzer wechseln und in Uwes Fahrradtaschen landen. Weiter über Wahlwies zurück zur Basis, wo wir im kuscheligen Zelt den Regen überstehen.

 

Sonntag, 12.09.

Nach eine Radtour! Diesmal zunächst nach Bodman. Einige Wege sind nach Erdrutschen nicht mehr passierbar, so auch der Uferweg, der jedoch für Radfahrer ohnehin gesperrt wäre. Es bleibt für die Weiterfahrt nach Wallhausen nur eine vielbefahrene Straße oder ein steiler Waldweg. Wir entscheiden uns für die Natur und schieben die Räder fast zwei Kilometer den steilen Forstweg hinauf. Nach Wallhausen geht es nun wieder steil bergab. Oberhalb des Dorfes rasten wir mit Ausblick auf den Bodensee, bevor wir schon leicht erschöpft den Rückweg antreten. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir das Camp und freuen uns über das gut gekühlte Bier, welches im kleinen Zeltplatzladen verkauft wird. Diese Tour hatte es durchaus in sich, aber hinterher fühlt man sich doch glücklich.

 

Montag, 13.09.

Wir fragen um die Mittagszeit nach unserem Auto. Fertig ist es noch immer nicht. Auch 1,5 Stunden später nicht, nachdem wir die Zeit oben am Waldrand ausharrten. Nach einer weiteren Stunde und einigen Testfahrten vertröstet man uns noch einmal 30 bis 40 Minuten in die Zukunft. Immerhin gibt es in Sichtweite das Café, und leckerer Pflaumenkuchen hilft über die Wartezeit. Endlich surrt das Maschinchen wieder und die Reisekasse ist mit 4100 Euro saftig überzogen. Ein wenig Verwirrung kommt bei den Zeltnachbarn angesichts unserer Aufrüstung nun auf, dachten sie doch, wir machen hier einen Low-Budget-Urlaub.

 

Dienstag, 14.09.

Dank der wiederhergestellten Motormobilität können wir die Region endlich verlassen und wechseln auf die Schwäbische Alb ins Örtchen Gruibingen. Hier machen wir Station auf einem kleinen Campingplatz am Waldrand und genießen die letzten Sonnenstrahlen, bevor die angekündigte Regenfront uns erreicht.

 

Mittwoch, 15.09.

Getreu dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unangepasste Kleidung“ hüllen wir uns in modische Regenkluft und laufen los. Wir haben die Qual der Wahl bei den zahlreichen Wanderrouten, die zur Auswahl stehen. Im Zweifel erst einmal bergauf und siehe da, der Regen hört irgendwann auf, und wir können ein paar schöne Ausblicke genießen. Vorbei an einem Startplatz für Gleitschirmflieger, wo sich in einem Kasten das Startbuch nebst einer Wanderkarte befindet und offenbar nur auf ehrliche Menschen trifft, weiter auf Feld-, Wald- und Wiesenwegen. Ein Rehbock ist in Anbetracht unseres Anblicks eine Weile erstarrt und sucht dann mit großen Sprüngen das Weite. Auf der Rücktour laufen wir oberhalb am Campingplatz vorbei bis zum Dorf, kaufen ein, was der Ort zu bieten hat, also eher nicht viel. Der einzige Lebensmittelladen gehört zu einer kleinen Kette namens „Tante M“, ein Laden ohne Verkäufer, der rund um die Uhr zugänglich ist. Gescannt wird selbst und per Karte bezahlt, Ehrlichkeit vorausgesetzt. Wir sind begeistert. Die weiteren Highlights sind eine Bäckerei und natürlich die Brauerei mit Verkauf. Wir testen das Erntebier und finden selbiges sehr lecker.

Da mittwochs und freitags die Zeltplatzkneipe geöffnet hat, nutzen wir die Chance zum Aufwärmen und einem kleinen Plausch mit dem Chef des Ganzen.

Schwäbische Alb
Schwäbische Alb

 

Donnerstag, 16.09.

Gerade können wir noch im Trockenen unser Frühstück beenden, als es schon wieder zu regnen beginnt. Diesmal hört es erst am Nachmittag auf und beschert uns eine Wanderung mit maximal 20 Metern Sichtweite. Das ist äußerst schade, denn der Weg wäre bei Sonnenschein sicher ein Genuss. Vorbei am Jahrhundertstein, einem Kunstobjekt aus Steintafeln mit Begriffen aus dem vergangenen Jahrhundert, auf glitschigen Pfaden über den Gipfel des Boßlers zur gleichnamigen Hütte. Letztere öffnet nur am Wochenende, aber immerhin finden wir unter dem Vordach einen schmalen trockenen Flecken, bis der Regen nachlässt. Abwärts passieren wir eine Ziegenherde, die missmutig in einem Gatter dem Regen trotzt. Zwei neugierige Ziegen nutzen die Chance, von uns mit Leckerbissen der anderen Wegseite gefüttert zu werden.

Im Ort statten wir der Bäckerei einen Besuch auf Kaffee und Kuchen ab, kaufen bei der Brauerei unseren Abendtrunk und hoffen auf das Verschwinden der letzten Wolken.

Schwäbische Alb
Schwäbische Alb

 

Freitag, 17.09.

Der Regen hat sich verzogen, aber der Himmel zeigt sich noch immer wolkenverhangen. Wir machen noch eine kleine Wanderung und finden leckere Wacholderbeeren, Schirmpilze und Wiesenkräuter. Endlich zeigt sich auch wieder die Sonne, dafür suchen wir nun vergebens den weiterführenden Weg. Ein touristenfeindlicher Zeitgenosse war offensichtlich der Meinung, man könnte doch einen alten Wanderpfad schön einzäunen, um ein Wildgehege zu schaffen. Also umrunden wir die Einzäunung, hangeln uns an einem steilen Abhang entlang und finden unverletzt schließlich wieder auf den alten Weg, der uns zurück zum Zeltplatz führt. Von den Wacholdersträuchern pflücken wir noch einen kleinen Vorrat für die heimische Küche und können auch die letzten Sonnenstrahlen nutzen, um unsere Schätze ein wenig zu trocknen. Den Abend krönt dann ein schmackhaftes Spaghetti-Pilz-Kräuter-Gericht, bevor wir für die letzte Nacht in unserem Dachzelt in die Schlafsäcke kriechen.

Schwäbische Alb
Schwäbische Alb


Autorin: Ines Krüger