Schwarze Elster und Elbe – Radtour im Mai 2025
Donnerstag, 22.05.
Der Wetterbericht verheißt nicht gerade Sommerwetter, trotzdem zieht es uns hinaus. Irgendwohin, wo es wenigstens nicht dauerhaft regnet. Laut Wetterkarten soll der wenigste Regen in der Lausitz fallen, also haben wir schon mal eine Richtung.
Um uns ein Stück Anreiseweg zu ersparen, nutzen wir die Gelegenheit der kostenlosen Fahrradmitnahme in der S-Bahn und sind am Mittag in Falkenberg. Was aus Platzgründen in der Bahn verständlich sein mag, ist am Ziel eine kleine logistische Herausforderung, denn die Radtaschen müssen während der Fahrt abgenommen werden. Diese wieder vor Halten des Zuges zu montieren, ist nicht so einfach, also muss erst mal alles raus auf den Bahnsteig. Zum Glück sind wir zu zweit und der Zug endet hier.
Nachdem nun alles wieder fest verzurrt ist, radeln wir zum nächsten Markt und stärken uns mit einem Snack, bevor wir zum nahegelegenen Elsterradweg aufbrechen. Zunächst führt der Weg nach Uebigau, einem kleinen, sehr ruhigen Städtchen mit liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern, bis wir im Dorf München auf die Schwarze Elster stoßen.
Hier biegen wir ein auf den Elsterradweg, vorbei an Bad Liebenwerda und Elsterwerda, wo wir uns eine Kaffeepause gönnen und mit einem Berg Schlagsahne gefüllte Windbeutel verdrücken. Mögen die folgenden Radkilometer diesen Kalorienhaufen wieder abbauen!
Wir nutzen noch die vorerst letzte Chance zum Einkaufen, bevor wir nun statt Menschen eher Tiere zu Gesicht bekommen. Hier fühlt sich eine bunte Tierwelt wohl. Wir treffen Gänse, Reiher, Schwäne, Milane, Bussarde und Rehe. Auch der Wolf ist hier heimisch, lässt sich aber nicht blicken.
Die Idylle trügt ein wenig, denn zum Teil ist das Wasser rostrot von Eisenschlamm, der durch den Braunkohletagebau in die Flüsse gelangt. An einer Stelle fallen uns Arbeiten im Flussbett auf. Mehrere Pumpen liegen im Wasser und zahlreiche Rohre warten auf ihre Verwendung. Hinter dem Deich liegen in einem mit Teichfolie ausgelegtem Feld große Schläuche, sogenannte Geotubes, die das verunreinigte Wasser filtern, bevor es wieder dem Fluss übergeben wird. Ob diese Methode erfolgreich und wirtschaftlich ist, wird sich wohl erst in ein paar Jahren zeigen.
Es ist bereits Abend, als wir uns einen Schlafplatz suchen und kurz vor Ruhland fündig werden. In einem Waldstück bauen wir unser Zelt an einem der zahlreichen Kanäle auf, die die ganze Gegend durchziehen. Mit der Anlegung dieser Kanäle hat man vor langer Zeit den Sumpf gebändigt und das Land urbar gemacht.










Freitag, 23.05.
Die Nacht war eisig kalt und wir freuen uns über einen heißen Kaffee, den Uwe trotz morgendlicher Kälte tapfer mit dem kleinen Kocher bereitet. Am späten Vormittag sind wir vorerst ausreichend gesättigt und steigen wieder auf die Räder. Wir sind noch gar nicht weit unterwegs, als eine Entenmama mit mindestens 10 Küken unseren Weg quert. Wir sind mitten im Wald und das Wasser ist bestimmt noch weit weg. Vermutlich hat Frau Ente auf einem der Bäume genistet und nun ihre Kleinen aus dem Nest geschubst, die auf dem Waldboden zwar sicher weich gelandet sind, nun sich aber den Weg zum nächsten Gewässer durch ein Dickicht aus Heidekraut bahnen müssen. Eines der Küken kommt kaum hinterher und hat sichtlich Mühe, die im Weg liegenden Äste und Mooshuckel zu bewältigen. Hoffentlich wird es kein Opfer der sicher nur auf diese Gelegenheit wartenden kleinen Räuber wie Marder oder Fuchs.
Wir haben es da leichter und sind mit unseren Rädern bald in Schwarzheide, fahren entlang des Senftenberger Sees, wo uns nun doch der erste Regenschauer erwischt. Der Weg ist nicht immer gut beschildert, so dass wir uns hin und wieder kurz verfahren. Dann denkt sich das Navi immer wieder neue Wege aus, und wir finden uns statt auf einem ruhigen Radweg auf einer Straße wieder. Wir schaffen es dennoch nach Hoyerswerda, verweilen kurz im Stadtzentrum und sehen uns auf dem Marktplatz um. Wie in vielen Kleinstädten orientiert man sich an der Altersstruktur und so findet man am Markt in bester Lage neben dem Hörgeräteladen ein Sanitätshaus und nebenan ein Reisebüro. Ein paar jüngere, sogar recht freundliche Einwohner hat die Stadt ebenfalls noch, von denen einer spontan ein Foto für uns macht.
Wir füllen noch die kleinen Platzreserven unserer Radtaschen mit ein paar Vorräten und machen uns weiter auf den Weg.
In Wittichenau und den nachfolgenden Dörfern sind wir nun spätestens in der tiefkatholischen Oberlausitz angekommen. Kunstvolle heilige Kreuze stehen an jedem Weg und fast jeder hat noch ein eigenes im Vorgarten stehen.
Die Suche nach einem Schlafplatz ist nicht so leicht in dieser Gegend. Viele Hochsitze deuten auf eine gewisse Jägerdichte hin, in deren Schusslinie wir auf keinen Fall geraten wollen. Eine große Wiese lockt uns, aber wir wollen auch die Bauern nicht verärgern und die hochgewachsenen Halme niedertreten. Auf unsere Frage nach einer Zeltmöglichkeit weist uns ein Gartenfreund den Weg zum Campingplatz. Wir finden uns schon fast damit ab, die Nacht zwischen Dauercampern und Wohnwagen zu verbringen, als wir auf dem Weg dahin doch noch eine abgeerntete Wiese hinter einer Hecke entdecken. Der perfekte Platz für uns. Eine Weile sehen und hören wir noch die laut krächzenden Kraniche, die ihre Ruheplätze aufsuchen, dann wird es dunkel, still und wieder sehr kalt.








Samstag, 24.05.
Am Morgen ist bestes Flugwetter, und so starten und landen etliche Kleinflugzeuge am nahegelegenen Flugplatz von Kamenz.
Unser Weg führt uns an Kamenz vorbei nach Elstra, wo wir uns Brötchen und eingelegte Heringe kaufen, die wir bei einer Pause am Markt zu Fischbrötchen verarbeiten und uns schmecken lassen. Nun ist die Landschaft nicht mehr so flach und wir müssen einige ordentliche Steigungen meistern. Auch die Tierwelt hat es nicht einfach. Ein Bus fährt auf einer Anhöhe an einer Haltestelle vorbei, wo wir einen Fuchs entdecken, der den Anschein macht, als hätte ihn der Fahrer übersehen und nicht mitgenommen. Armer Fuchs.
Ein paar Hügel noch hinauf, dann steil hinunter stoßen wir am Schloss Pillnitz auf die Elbe und genießen die letzten Sonnenstrahlen, bevor uns einfällt, dass wir vor dem morgigen Sonntag unbedingt noch einkaufen müssen. Wir decken uns also im einzigen Laden noch schnell mit Lebensmitteln und Wein ein, setzen mit der Fähre über ans Westufer und nur wenige hundert Meter weiter sind wir am Ziel. Am Segelclub werden wir herzlich aufgenommen, bekommen den Schlüssel für Toiletten, Dusche, Küche und für das Tor und sollen nicht einmal etwas bezahlen. Wir schlagen unser kleines Zelt neben einer Gruppe tschechischer Paddler auf, nehmen auf einer Parkbank am Weg mit einem Bier Platz und lassen die letzten Jogger und Radfahrer des Tages an uns vorbeiziehen. Die Nacht wird wieder kalt und mit einem heißen Tee im Bauch ist es im Schlafsack am gemütlichsten.










Sonntag, 25.05.
Regen kündigt sich an, weshalb wir beschließen, den Tag auszusitzen und die Räder ruhen zu lassen. Stattdessen nutzen wir die letzten trockenen Stunden für einen Spaziergang an der Elbe und treffen dabei doch tatsächlich unsere Freundin Barbara und ihren Mann Michael aus Berlin, die gerade ein paar Tage auf dem Elberadweg unterwegs sind. So eine schöne Überraschung. Leider haben sie ein Ziel zu erreichen, so bleibt es nur bei einem kurzem Schwatz. Rechtzeitig vor dem Regen kehren wir in einem Biergarten ein, sitzen sicher unter einem großen Schirm und lassen uns frisches Budweiser und Pizza schmecken.
Später schaut ein Vereinsmitglied des Segelclubs, der heute Wachdienst hat, vorbei, plaudert mit uns ein wenig, bevor er, wie er meint, jetzt ins Warme nach Hause flieht, und mit dem wiedereinsetzenden Regen ist auch für uns Feierabend.


Montag, 26.05.
Der Regen hat aufgehört aber der Himmel zeigt sich am Morgen noch voller Wolken. Wir lassen natürlich eine Spende für den Verein da und starten zunächst nach Dresden und verweilen kurz an den traurigen Resten der eingestürzten Carolabrücke. Der Schiffsverkehr ist zum Erliegen gekommen. Die Hälfte des Flusses ist ohnehin für die Arbeiten zugeschüttet worden. Die ebenfalls instabile zweite Fahrbahn soll noch abgerissen werden. Man kann nur hoffen, dass die Hochwasser in der wohl länger dauernden Bauphase ausbleiben werden.
Wir nutzen den Elberadweg am linken Ufer, sind bald in Meißen und am späten Nachmittag in Riesa. Wir wollen es noch bis hinter Strehla schaffen, jedoch macht uns die Technik einen Strich durch die Rechnung. Uwes Schaltung ist kaputt und es beginnt eine langwierige Reparatur. Ein Joggerpaar kommt vorbei und hält hilfsbereit an. Der freundliche Mann greift gleich beherzt zu, während wir Frauen uns mit klugen Ratschlägen zurückhalten. Da es auf den Abend zugeht, und wir wohl die Fahrt nicht so schnell fortsetzen können, fahre ich inzwischen einkaufen, denn der einzige Laden schließt 20 Uhr. Als ich zurückkomme, ist der nette Mensch zum zweiten Mal vor Ort und hat aus seinem Fundus tatsächlich einen Umwerfer mitgebracht, der nun Uwes Rad ziert und eine Weiterfahrt ermöglicht. Geld nimmt er nicht an, ich drücke ihm jedoch eine kleine Packung Pralinen in die Hand, die ich vorsorglich mitgebracht habe.
Zuletzt zeigt er uns noch einen nahegelegenen Rastplatz für Paddler, wo wir unser Zelt ungestört aufschlagen können.














Dienstag, 27.05.
Am Morgen bei Sonnenschein aufzustehen ist einfach ein Genuss. Da schmeckt das Frühstück gleich doppelt so gut.
Bis Strehla ist es nicht weit, wir folgen dem Elberadweg noch ein wenig weiter nordwärts und begegnen einigen Straußen im Örtchen Lössnig, die wir schon einmal auf einer Rundtour besucht haben. Hier verlassen wir nun das Gebiet der Elbe und radeln den Leipzig-Elbe-Radweg gen Westen. Eine gesperrte Straße soll uns den Weg nach Treptitz erschweren, wir ignorieren die Schilder und befahren sie trotzdem. Vielleicht soll sie in naher Zukunft eine Asphaltschicht bekommen, aber von Bautätigkeiten keine Spur. Hauptsache, man hat schon einmal abgesperrt. Wir rattern über den brüchigen Beton und die harten Stöße, wo einst die Fugen lagen. Spaß macht das nicht, aber immerhin sparen wir uns eine ordentliche Umleitung.
Weiter geht es über Schmannewitz durch die Dahlener Heide und mit einigen Steigungen haben wir gut zu kämpfen. Der Wind tut sein Übriges, um uns am Vorwärtskommen zu hindern. Wir beschließen kurzerhand, unsere Tour in Wurzen enden zu lassen und den Rest mit der S-Bahn zurückzulegen. So ersparen wir uns ca. 35 öde Straßenkilometer bei straffem Gegenwind.
Die Zugfahrt mit den Rädern ist dennoch wieder ein fragwürdiger Genuss, denn das barsche Sicherheitspersonal besteht wieder darauf, das Gepäck herunterzunehmen und schubst uns hin und her, weil nun noch zwei Kinderwagen ins Abteil müssen. Immerhin halten sie beim Ausstieg die sich sonst schnell wieder schließende Tür offen, damit wir Gepäck und Räder wieder auf den Bahnsteig bugsieren können. Ein letztes Mal schnallen wir alles an und sind immerhin zwei Stunden früher als gedacht zu Hause.




Autorin: Ines Krüger