Frankreich 2022

Eine Reise nach Frankreich ist immer richtig, insbesondere, wenn man auf abwechslungsreiche Landschaft steht, gern wandert und nachts die Sterne funkeln sehen will. Von den kulinarischen Feinheiten mal ganz abgesehen.

Das Reisemobil hat noch ein paar Operationen hinter sich gebracht und ist, abgesehen von einem plötzlich bei jedem Huckel ächzenden Auspuff, fit, uns zu viert für drei Wochen ein treuer Wegbegleiter zu sein.

 

Samstag, 27.08.

Knapp 700 Kilometer südwestlich der Heimat beginnt unser Urlaub am Rande der Vogesen in Riquewihr. Das Örtchen hat uns bereits zwei Jahre zuvor mit seinen Fachwerkhäusern und vielen Weinstuben begeistert, so dass es auf unserer nicht festgelegten Reiseroute als erstes Übernachtungsziel schnell ins Auge gefasst wird. Den uns begleitenden Regen haben wir hinter uns gelassen, und auch wenn hier angesichts der vorangegangenen Waldbrände infolge wochenlanger Trockenheit jeder Tropfen willkommen scheint, wären wir doch für sonnige Tage sehr dankbar.

Riquewihr
Riquewihr

 

Sonntag, 28.08.

Weiter geht es westwärts, an Dijon vorbei, eine weitere Etappe auf dem Weg in die  Auvergne, dem Land der Vulkane.

Der Lac des Settons erscheint uns mit einem am See gelegenen Camping Municipal als ein lohnenswertes Ziel. Am späten Nachmittag haben wir es endlich geschafft und stehen vor einer unbesetzten Rezeption, die wohl auch gar keine mehr ist, denn es fehlen jegliche Hinweise auf Öffnungszeiten oder sonstige Informationen. Jetzt fällt uns ein Automat auf, der wohl das Campingpersonal ersetzt. Hier gibt man nun alle Angaben ein, die sonst ein freundlicher Rezeptionsmitarbeiter abgefragt hätte, erhält nach dem Bezahlvorgang eine Zugangskarte für die automatische Schranke und kann passieren. Wir freuen uns über die freie Platzwahl und peilen den Seeblick an. Von See ist jedoch kaum noch etwas zu sehen und das ersehnte Bad nach dem langen Tag fällt angesichts des weit in die Mitte gerückten Ufers und dem zu Tage geförderten schlammigen Boden aus. Die Trockenheit der letzten Wochen hat auch hier ihre Spuren hinterlassen.

Uwe hat sich bei einer Inspektion unter dem Auto die Finger schwarz verschmiert und muss auf der Suche nach den Sanitäreinrichtungen feststellen, dass diese wohl schon vor einiger Zeit außer Betrieb genommen wurden. Wir sind auf einem zum Caravanstellplatz degradierten ehemaligen Zeltplatz gelandet. Da wir aber nun schon bezahlt haben, richten wir uns auf Buschleben um – genug Grünzeug für den Sichtschutz beim Geschäft gibt es zumindest und wir sind diesbezüglich ja nicht zimperlich. Die Restaurants ringsum scheinen ebenfalls ihren Dienst eingestellt zu haben, so dass wir ganz auf Selbstversorgung setzen. Der Durst wird mangels sauberen Trinkwassers mit Rotwein gelöscht und eine leckere Gemüsepfanne trifft auf hungrige, dankbare Mägen.

Auvergne

 

Montag, 29.08.

Uns zieht es weiter Richtung Auvergne. Unterwegs versorgen wir uns mit frischen Leckereien für die nächsten Tage und finden unser Ruheplätzchen am Abend oberhalb von Mont Dore auf dem Camping La Plage vert mit Blick auf eine Felswand, die den oberen Rand des Kraters markiert.

 

Dienstag, 30.08.

Direkt vom Zeltplatz können wir unsere Wanderung starten. Nicht weit liegt die Bergstation der Funiculaire du Capucin, einer Standseilbahn aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, die noch immer ihren Dienst tut und seit über 120 Jahren das Wandervolk vom Städtchen Mont Dore auf den Berg befördert.

Wir steigen weiter bergauf zum Kraterrand und haben bald einen weiten Blick ins Land, hinunter ins Tal, wo sich touristische Attraktionen immer breiter machen und zum Puy de Sancy, der mit seinen über 1800 Metern einen markanten Punkt im Panorama bildet. Für eine Umrundung reichen die Kräfte und die Zeit heute leider nicht mehr, zumal wir uns morgens stets ein ausgiebiges Frühstück gönnen und daher meist erst am späten Vormittag unsere Touren starten. Aber wir sind schließlich im Urlaub und nicht auf der Flucht. Wir nehmen also den gleichen Weg zurück und steigen noch bis zur Stadt hinunter, um ein paar kleine Einkäufe zu erledigen. Natürlich darf auch ein Erfrischungsgetränk nach der Tour nicht fehlen. Die Wahl fällt auf ein Hopfengetränk mit satten 8,5 Prozent Alkohol, so ist der anschließende Aufstieg zumindest mental leicht zu bewältigen.

Mont Dore
Mont Dore
Mont Dore
Mont Dore

 

Mittwoch, 31.08.

Durch die hügelige Landschaft der Auvergne bewegen wir uns auf kaum befahrenen Straßen weiter südwärts. Bald sind wir im Gebiet der Cevennen und steuern das Tal des Tarn an. Unterwegs bestaunen wir die Ingenieurkunst von Gustav Eiffel und seinen Mitarbeitern in Form des Viaduc de Garabit über der Truyère-Schlucht, eine filigrane Stahlkonstruktion, die nach nur 4 Jahren Bauzeit 1884 fertiggestellt wurde.

Bald liegt der Tarn vor uns, tief in die Felsen eingeschnitten. Entsprechend steil geht es in engen Kurven bergab zum Städtchen Sainte Enimie. Nicht weit vom Ort finden wir auf dem Camping La Gorge de Tarn ein herrliches Fleckchen Erde mit Blick auf den hier seichten Fluss und die hoch aufragenden Felsen.

Tal des Tarn
Tal des Tarn
Tal des Tarn
Tal des Tarn

 

Donnerstag, 01.09.

Gegenüber unseres Camps führt auf der anderen Flussseite ein Bergpfad zum Örtchen Saint Enimie. Ein paar hundert Meter flussaufwärts führt eine Brücke hinüber zu einem Ferienlager, dahinter ein führt ein Weg steil bergauf, bis wir etwa hundert Meter über dem Fluss stehen. Nun wandern wir auf einem Wohlfühlpfad mit reichlich Aussichten auf die Felsen, das Tal und das naheliegende Dorf. Oberhalb des Ortes sieht man noch deutlich die alten aufgegebenen Terrassenfelder, die einst voll Weinreben und Obstbäumen standen. In dem kleinen Ort kann man wundervoll einkehren und in jeder der schmalen steilen Gassen wechselt ein Fotomotiv das andere ab.

Am Nachmittag sind wir zurück im Camp, greifen uns unsere Badesachen und schwimmen im Tarn, der hier auch einige tiefe Stellen aufweist. Baden in dieser Kulisse ist  einfach unbeschreiblich.

Tal des Tarn
Tal des Tarn
Tal des Tarn
Tal des Tarn
Tal des Tarn

 

Freitag, 02.09.

Dank dem allseits präsenten Zugang zu Wettervorhersagen beeilen wir uns am Morgen mit dem Zusammenpacken, denn Regenwolken nahen. Genau passend, als alles verstaut ist, ergießen sich auch die ersten dieser Biester und wir sind froh, im Auto zu sitzen, auch wenn die Diva beim Fahren im Regen ihre Inkontinenz nicht verheimlichen kann und beim Tritt auf die Kupplung der Fuß nass wird.

Bis Florac ist es nicht weit und da es noch immer regnet, trödeln wir und bewundern die Aussicht auf Felsen und idyllische Dörfer durch die vollgetropften Scheiben.

Die Campingplätze in Florac überzeugen uns nicht gerade, also suchen wir außerhalb der Stadt und werden in Bédonès fündig. Wieder zelten wir mit Blick auf den Tarn und freuen uns, dass das angesagte Wetter ausbleibt und statt dessen die Sonne hervorkommt. Vorsorglich installieren wir unser Regendach und retten uns damit den Abend.

 

Samstag, 03.09.

Am Morgen lockt uns wieder die Sonne auf eine kleine Wanderung. Wir steigen steil bergauf und landen auf einer Hochebene, die von den vorangegangenen Waldbränden nicht ganz verschont blieb.Zwischen den verkohlten kleinen Baumstämmen der Krüppelkiefern schummeln sich aber bereits wieder die festen grünen Triebe des Ginster durch die Erde. Die Wege sind überwuchert und schnell stellen wir fest, dass wir auf verwilderten alten Terrassenfeldern herumirren. Unterhalb dieser finden wir schließlich doch wieder auf einen Weg, steigen allmählich ab und wandern am Fluss wieder zurück nach Bédonès. Bei Erreichen des Dorfrandes zieht ein Gewitter auf. Wir schaffen es gerade noch bis zu einem Restaurant mit überdachter Terrasse, als es richtig losschüttet und sich zum heftigen Hagelschauer steigert. Sofort ist alles ringsum weiß und wir wähnen uns mitten im Winter.

Glücklicherweise haben die Zelte das Unwetter schadlos überstanden und auch die Innenräume finden wir noch trocken vor. Am Abend dinieren wir unter unserer Plane und können endlich einer trockenen Nacht entgegensehen.

Bédonès
Bédonès
Bédonès
Bédonès

 

Sonntag, 04.09.

Am Morgen quält sich die Sonne ergebnislos durch die Wolken. Alles ist klamm und will ewig nicht trocknen. Es geht bereits auf Mittag zu, als wir die Zelte schließlich feucht zusammenpacken, um sie nach etwa drei Stunden Fahrt in Mausanne-les-Alpilles endlich wieder zu trocknen. Hier ist das Klima schon sehr mediterran. Das Gebiet wird auch als Miniaturalpen bezeichnet, da es mit seinen Kalkfelsen optisch schon sehr an die Alpen erinnert, obwohl der Ort gerade einmal 342 Meter über dem Meeresspiegel liegt.

Bédonès

 

Montag, 05.09.

Mit einem Platz neben den Sanitäranlagen hat man sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Weg zum WC ist kurz, aber man lauscht auch all den lieblichen Klängen klappernder Duschtüren und scheppernden Geschirrspülern morgens um sieben Uhr.

Nach unserem ausgiebigen Frühstück wandern wir auf dem Wirrwarr der Wege zum nahegelegenen Örtchen Les-Baux-de-Provence. Unterwegs haben wir einen weiten Blick auf die Hügel und Kalkfelsen, fast kann man das Meer am Horizont ahnen.

Die parkenden Autos am Fuße des Hügels, auf dem sich das ehemalige Bergdorf befindet, lassen schlimmes ahnen. Und richtig – das Dorf ist ein Touristenmagnet mit entsprechender Struktur und immensen Preisen, beides eher abschreckend für uns. Wir werfen noch vom Vorplatz der zugehörigen Burgruine einen Blick weit ins Land und steigen wieder hinab durch alte Olivenhaine, vorbei an einem abenteuerlichen Golfplatz, der sich bis auf den Hang zwischen Schotterwegen und Felsen ausdehnt, hinunter zu unserem Ausgangspunkt. Unterwegs versorgen wir uns mit Rosmarin, Thymian und Wacholderbeeren für unser Abendessen. In Mausanne kehren wir auf ein paar erfrischende Getränke am zentralen Platz ein und lassen das Treiben an uns vorbeiziehen. Im kleinen Lebensmittelladen kaufen wir ein und kochen uns auf dem Zeltplatz ein köstliches Menü.

Les-Baux-de-Provence
Les-Baux-de-Provence
Les-Baux-de-Provence
Les-Baux-de-Provence
Belgentier
Belgentier

 

 Dienstag, 06.09.

Von Mausanne-les-Alpilles fahren wir weiter südöstlich, vorbei an Aix-en-Provence, wo wir den Aqueduc de Roquefavour bewundern. Das imposante Bauwerk wurde zwar bereits im 16. Jahrhundert geplant, jedoch erst zwischen 1841 und 1847 errichtet, um Marseille mit Trinkwasser zu versorgen.

Wir fahren weiter zur Region Sainte Baume und lassen uns nördlich von Toulon im kleinen Örtchen Belgentier nieder. Hier verstecken wir uns vor dem herannahenden Regen, der hoffentlich knapp an uns vorbeiziehen wird.

 

Mittwoch, 07.09.

Geplant ist eine kleine leichte Wanderung. Zunächst geht es steil auf einer Straße bergauf. Der anschließende Weg verengt sich zum Pfad und führt weiter aufwärts. Es ist schwülheiß und der Schweiß rinnt unaufhörlich. Es riecht nach Pinien und Kräutern, und wir decken uns ein mit Wacholderbeeren, Thymian und Rosmarin, welcher hier gigantische Höhen erreicht. Bergab nutzen wir einen Fahrweg, sammeln an einer Stelle noch frische Rauke für den Salat, naschen saftige süße Feigen und freuen uns über kalte Getränke in Belgentier in einem Straßencafé. Der Ort ist mit engen Gassen idyllisch in das Tal gepresst. Sogar ein kleines Schlösschen steht hier, aus dessen Garten wir von einem älteren Herren mit kläffendem Hündchen jedoch umgehend vertrieben werden. Dies sei Privatbesitz, allerdings standen die Tore weit offen und luden geradezu ein, den Schlossgarten zu betreten.

Auf einer kleinen Nebenstraße erreichen wir wieder unser Domizil und kühlen die Mückenstiche im Pool, der dank überschaubarer Campbelegung ganz uns gehört.

Belgentier
Belgentier
Belgentier
Belgentier
Belgentier
Belgentier

 

Donnerstag, 08.09.

Nach einem nächtlichen heftigen Gewitterguss finden wir unsere Dachzeltmatratze ziemlich durchnässt vor. Glücklicherweise ist uns heute die Sonne wohlgesonnen und alles kann wieder getrocknet werden. Unseren Plan eines Tagesausfluges zum Meer geben wir für heute auf und legen stattdessen einen Erholungstag ein. Am Nachmittag raffen wir uns dennoch zu einem kurzen Spaziergang mit Picknick ins Nachbartal.

Inzwischen haben wir Nachbarn bekommen, die mit Fahrrädern und einer unserem leider nicht mehr unter uns weilenden Juri gleichenden Hündin unterwegs sind. Sie hätte ihm sicher sehr gefallen.

Wir kochen uns ein leckeres Mahl und lassen den Abend wie üblich mit Rotwein und Calvados ausklingen.

 

Freitag, 09.09.

Noch einmal schwenken wir nach Süden und folgen der Küstenstraße in Richtung St. Tropez. In Cavalier-sur-mer legen wir in einer kleinen Bucht eine Badepause ein und wenden uns anschließend wieder leicht nördlich dem Gebirge zu, weit genug vom Trubel der Küste und den dortigen Campingplätzen, deren Ausstattung wir nicht benötigen und schon gar nicht bezahlen wollen. Zu hoch wollen wir jedoch auch nicht, lieber bleiben wir noch im Warmen und genießen das mediterrane Klima. Bei Cannet-de-Maures werden wir fündig und beschließen, hier das Wochenende zu verbringen.

Cavalier-sur-mer
Cavalier-sur-mer

 

Samstag, 10.09.

In Cannet-de-Maures ist heute Markttag, bestehend aus zwei Gemüseständen, einem Matratzenverkäufer und einer Imbissbude. Wir decken uns mit Obst und Gemüse ein, den Rest holen wir im Supermarkt, ein paar Straßen weiter.

Oberhalb der Stadt liegt das einstige Zentrum des Ortes, Vieux Cannet. Heute ist es ein verschlafenes Dorf mit liebevoll gestalteten Häusern und toller Aussicht auf das Massif des Maures auf der einen und die südlichen Alpen auf der anderen Seite. Gleich hinter dem Ort finden wir eine Abkürzung, die uns den Weg über die Stadt erspart und uns gleichzeitig ein wenig mit Offroadfeeling beglückt. Schnell sind wir wieder auf der Route, die an unserem Zeltplatz vorbeiführt, und besuchen nun die nördlich gelegene Abbaye du Thoronet. Das Zisterzienserkloster wurde im 12. Jahrhundert gegründet und hat neben der beeindruckenden Architektur auch eine einzigartige Akustik im Kirchenraum, wie eine Angestellte mit einem Gesang präsentiert. Selbst am Ausgang, beim Verlassen der Kirche ist noch der letzte Ton im ganzen Raum deutlich zu hören.

In Thoronet halten wir ebenfalls noch an, besichtigen den sehr überschaubaren und wenig spektakulären Ortskern und lassen es uns später auf dem Zeltplatz gut gehen. Auch hier haben wir einen Pool fast für uns alleine. Perfekt.

Vieux Cannet
Vieux Cannet
Vieux Cannet
Vieux Cannet

 

Sonntag, 11.09.

Wir verlegen unser Lager zur Verdon-Schlucht. Allein die Fahrt dorthin ist beeindruckend schön mit Blick auf den Lac de Croix, der ebenfalls unter der Trockenheit gelitten hat. Bald darauf die ersten erhaschten Blicke in die Gorge de Verdon. In La-Prade-de-Verdon beziehen wir den Camping Municipal und statten dem idyllischen Dorf noch einen Besuch ab. Auf der Dorfwiese wird gerade die fête des paysannes gefeiert. Neben den üblichen Ständen mit allerhand Kunsthandwerk und Getränken gibt es auch gegen eine kleine Spende selbstgebackenes leckeres Zuckerbrot und kleine Pizzastückchen. Noch ein Stand weiter testen wir gefüllte Teigteilchen, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Der Verkehr im Ort ist eine echte Herausforderung. Es ist fast amüsant, die ungeübten Caravantouristen zu beobachten, die bei Gegenverkehr in den engen Straßen in sichtbare Verzweiflung geraten.

Wir laufen zurück zum Camp, bauen die Zelte auf und berate das morgige Programm. Für den Sentier de Martel, der durch den Canyon und teilweise durch in den Fels gehauene Tunnel führt, benötigt man einen Zubringer zum Einstieg und am Ende der Schlucht eine Rückfahrgelegenheit. Beides ist nicht leicht zu organisieren. Zwischendurch gibt es zudem auch keine Ausstiegsmöglichkeiten. Schweren Herzens geben wir diese Tour auf und planen stattdessen die Spazierfahrt mit Sightseeing.

Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon

 

Montag, 12.09.

Die Route des Crêtes führt oberhalb der Schlucht entlang und bietet in kurzen Abständen einen grandiosen Ausblick nach dem anderen. Leider ist die Straße kurz nach dem Abstiegspunkt zum Sentier de Martel gesperrt, so dass wir wenden, uns erneut in La Prade durch die engen Gassen quetschen, um die restlichen Aussichtspunkte von der anderen Seite anzufahren. Der Umweg lohnt sich dennoch, denn abgesehen von der grandiosen Kulisse drehen hier Adler an den steilen Felswänden ihre Runden, kleine Schwalben jagen Insekten und zahlreiche Schmetterlinge tanzen in der Sonne.

Wir machen noch einen Abstecher nach Rougon am Ende der Schlucht. Hier könnten wir nun ein Stück hinabsteigen, ziehen aber einen Rundgang durch das oberhalb liegende Dorf vor und lassen uns zum Picknick unter einigen kleinen Walnussbäumen mit Blick auf die Schlucht nieder.

In La Prade kaufen wir das nötigste für den Abend im kleinen Supermarkt und müssen nun langsam Abschied von den wärmeren Regionen nehmen.

Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon
Gorge de Verdon

 

Dienstag, 13.09.

Allmählich müssen wir an den Rückweg denken. Zugleich ziehen wieder Regenfronten auf den Satellitenbildern auf. Das Ziel muss also nördlich liegen, möglichst außerhalb eines Regengebietes und ein bisschen schön darf es natürlich auch sein. Unsere Wahl fällt auch das Örtchen Varces-Allières-et-Risset, kurz vor Grenoble, wo wir unsere Ruhe auf dem Camping du Moulin de Tulette finden.

 

Mittwoch, 14.09.

Am Morgen plätschern dicke Regentropfen auf die Zeltdächer. Wir packen das nasse Zeug zusammen und statten dem an einer Straßenecke gelegenen Café einen Besuch ab. Gegenüber gibt es beim Bäcker frische Croissants. Nun können wir gesättigt und gestärkt die Weiterreise antreten.

Durch Grenoble trotten wir einem Stadtbus hinterher, der alle paar Meter eine Haltestelle bedient. Dazu schaltet nahezu jede der ebenfalls zahlreich gesäten Ampeln auf rot, sobald wir uns nähern. Man könnte dies fast persönlich nehmen.

Das Wetter spielt zunächst freundlich mit, die Sonne scheint wieder und so können wir in einer Pause am Rande eines kleinen Teichgebietes die Zelte trocknen. Kurz vor unserem Ziel am Doubs bei Dijon färbt sich der Himmel wieder schwarz und wir finden uns mitten im Gewitter wieder. Zumindest bekommen wir eine weitere Regenpause zum Zeltaufbau, für eine Einkehr in die Campkneipe und zum Essenkochen.

 Doubs bei Dijon
 Doubs bei Dijon

 

Donnerstag, 15.09.

Wiederum werden die Zelte nass verpackt und der erste Regen des Tages kündigt sich eben auch schon an. Kaum zu glauben, dass es hier wochenlang nicht geregnet hat und der Brunnen des Platzbesitzers bereits fast ausgetrocknet war.

Es liegen etwa 400 Kilometer vor uns, und wir hoffen auf trockenes Wetter in den nördlichen Vogesen, wo wir am frühen Abend endlich ankommen. Tatsächlich verschwinden am Abend die letzten dicken Wolken, dafür wird es kalt und wir kramen die etwas dickeren Kleidungsstücke aus den Rucksäcken.

 

Freitag, 16.09.

Den letzten Tag nutzen wir für eine Wanderung. Zunächst steigen wir hinauf zum Gimbelhof, einem Ausflugslokal, und nach einer genüsslichen Pause weiter zu einem Felsen, der im 13. Jahrhundert eine Raubritterburg beherbergte. Der Sandstein bot dafür die idealen Bedingungen, denn nach außen diente er der Tarnung und innen konnte er entsprechend den Bedürfnissen der Bewohner geformt werden. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg Loewenstein bereits wieder zerstört und fristet seitdem als Burgruine ihr Dasein. Vom Plateau des Felsens der einstigen Hauptburg lassen wir den Blick auf die umliegenden Berge schweifen, bis uns ein kühler Wind vertreibt. Unterhalb des Felsens finden wir einige Riesenboviste, die wir gleich für das Abendessen einsammeln. Entlang der malerischen Sandsteinfelsen verläuft der Weg zum Chateau Fleckenstein, einer etwas größeren Burg aus dem 12. Jahrhundert, die immerhin bis ins 17. Jahrhundert genutzt wurde. Auf eine nähere Besichtigung verzichten wir, rasten nur ein Weilchen und steigen wieder ins Tal hinab. Unterwegs finden wir noch ein paar Köstlichkeiten aus dem Reich der Pilze als perfekte Beilagen zu saftigen Doradenfilets, die wir angesichts der überall präsenten Grillverbote in der Pfanne braten.

 Fleckenstein
 Fleckenstein
 Fleckenstein
Fleckenstein
 Fleckenstein
 Gimbelhof
 Gimbelhof
 Gimbelhof

 

Samstag, 17.09.

Das Wetter ist uns am Morgen wohlgesonnen, und wir können alles trocken einpacken. Nun liegen noch fast 600 Kilometer vor uns. Der Himmel über Deutschland ist zur Begrüßung mit Wolkenbatzen übersät und aus jedem fällt unweigerlich ein Schauer heraus. Dazu erreichen die Temperaturen kaum noch 15 °C. Wir kommen zügig voran, sofern man dies bei einem Landy so bezeichnen kann, jedoch sollte man sich nie zu früh freuen. Ein Stau auf der Autobahn zwingt uns zu einem Umweg und so kommen wir später als gedacht, müde, frierend und wehmütig das Ende des Urlaubs akzeptierend in der Heimat an. Autorin: Ines Krüger